Was macht man, wenn man gleich zwei Hochzeiten auf einmal vorzubereiten hat? Die auch noch gleich in zwei verschiedenen Ländern stattfinden?
Ganz einfach: Man macht das Allerbeste draus! Die eine, große Hochzeit mit Pauken und Trompeten. Und die andere, die kleine mit bisschen weniger Gästen soll dann ganz was feines werden, stilvoll, ruhig, einfach klassisch. Und doch etwas ganz Besonderes.
Wunderbar, die Richtung ist bestimmt. Aber was genau kann man an so einem Tag anstellen? Agata hatte natürlich DIE Idee. Ihr fiel ein, wie wir auf der Fahrradreise auf der Krim durch die Touristenorte gefahren sind. Und da hatte es öfter die Möglichkeit gegeben, sich für Fotos als König oder Prinzessin zu verkleiden. Am Ende haben wir es nie gemacht, so verschwitzt wie wir auf den Rädern waren.
Warum also nicht diesen Tag mal in königlichen Gewändern verbringen? Relativ schnell landete ich virtuell im schönen Ebersbach bei Frau Tennert (http://www.kostümverleih-tennert.de). Ein kurzer Anruf, und ein paar Tage später standen wir in einer umgebauten Scheune mit ca. 14000 (!!!!!) Kostümen. Frau Tennert ließ sich alle Zeit der Welt, um mit uns durch die Reihen zu gehen und die passenden Sachen auszusuchen. Und das fing bei der Bekleidung erst an! Schließlich sollten wir standesgemäß aussehen und da war’s mit ein paar Klamotten nicht getan. Da gab es Ansteckrüschen hier und massig Unterröcke für die Damen da, Schuhe mit Schnallen, Gehstöcke, Brilliantringe, und und und…
Also, die Klamotten waren bestellt. Was macht man nun mit den Sachen? Am besten, man sucht sich eine passende Umgebung, damit die Klamotten richtig zur Geltung kommen. Schön wäre es auch noch, wenn man noch „irgendwas machen“ könnte.
Idyllisch gelegen im Erzgebirge, liegt das Städtchen Olbernhau. Dort findet sich ein kleiner Museumskomplex mit historischen Fachwerkhäusern (http://www.olbernhau.de/olbernhau/kultur/kult-saiger.htm). Gut wenn man einen Onkel hat, der da hin und wieder als Nachtwächter die Touristen herumführt. Dieser nämlich konnte für uns das Glücksschmieden in der Kupferschmiede organisieren. Die Übernachtung war auch relativ schnell gefunden – mitten im historischen Ensemble. Ein Inkognito- Testbesuch im Dezember zur Hüttenweihnacht bestätigte, dass wir eine gute Wahl getroffen hatten.
Ach so, und dann muss man ja auch noch aufs Standesamt 😉 Vorher war natürlich der Windmühlenkampf mit den Behörden auf deutscher und polnischer Seite. Was man in Polen von uns wollte, haben wir schon ausführlich bei der polnischen Hochzeit beschrieben. In Deutschland wollte man nur, dass Agata ihr Ehefähigkeitszeugnis erneuerte, als es nach 3 Monaten abgelaufen war. Was auf polnischer Seite dazu führte, dass man einen Nachweis sehen wollte, dass wir noch nicht verheiratet waren. Dafür gibts aber keine Formulare – Problem für die Deutschen…
Mit Geduld kriegt man aber alles hin und so waren dann am 11. April alle Dokumente da, wir und unsere kleine Hochzeitsgesellschaft auch. Frau Neubert, unsere Standesbeamtin, hatte uns vorher ordentlich ausgefragt und verband in ihrer kleinen Rede unsere neue Lebensreise mit der vorherigen per Fahrrad.
Nach dem Termin beim Standesamt gings direkt in die Saigerhütte, wo wir unsere Hotelzimmer bezogen und gleich danach gab es das Hochzeitsmahl. Nachher Fotosession unter freiem Himmel. Der war uns gewogen – es huschte zwar immer wieder ein Schauer über die Berge, aber alles in allem war es mit 10-12 Grad nicht zu kalt. Daher kein Wunder, dass bald die erste Biene sich auf Agatas Hochzeitsstrauß einfand.
Dann war es Zeit zum Umziehen. Als wir dann aus dem Haus traten, blieben die Touristen stehen – so einen Sechserpack Rokoko sieht man ja nicht alle Tage. Aber da kam schon der Onkel im schicken Nachtwächtergewand und schon gings in die Kupferschmiede. Der Hammerknecht führte uns durch die Anlage und erklärte, wie früher die Kupferscheiben zu feinen, dünnen Blechen geschmiedet wurden. Dann durften wir uns selber ausprobieren im Hufeisen-Ausschmieden. Die Kiddies hatten mittlerweile jede Menge Spaß – durch die Dachluke der Schmiede fielen Sonnenstrahlen, welche die Pailetten an ihren Sachen zum Leuchten brachten und glitzernde Funken bis in den letzten Winkel des altehrwürdigen Gemäuers sprühen ließen.
Als wir wieder rauskamen, waren die letzten Schauer hinter die Berge abgezogen, und wir eroberten die Ruinen auf dem Gelände. Die Kiddies tobten über die Mauern, die „Erwachsenen“ übten sich in Stil und Grazie und ließen sich mit jedem alten Stein knipsen. Als es dämmerte, war der ganze Spaß leider zu Ende. Also wieder ins Hotel, Sachen wechseln und dann hinein in die gemütliche Gaststube. Die Kiddies durften mit in die Küche und dem Koch in die Töpfe gucken. Einige Stunden später rollten wir uns vollgefuttert ins Hotel zurück. Nun ging es ans Geschenke auspacken. Einige Minuten später standen wir vor einer funkelnagelneuen Honigschleuder aus Edelstahl! Damit war klar – im nächsten Jahr werden wir anfangen mit imkern. Aber jetzt fielen wir erst mal kaputt in die Betten. Ein schöner Tag.